Erwin Wurm goes Stephansdom und hat das diesjährige Fastentuch in Form eines 80 m2 gestrickten violetten Pullovers beigesteuert, das den barocken Hochaltar umhüllt und imposant an die Priorität der wärmenden ‘Nächstenliebe’ erinnert. Zur selbigen fordert auch draußen am Stephansplatz, an der Außenfassade neben dem Singertor seine großformatige Skulptur ‘Big Mutter’ in Form einer überdimensionierten Wärmeflasche mit menschlichen Füßen auf.
Hinzu kommen eigenartig entstellte Skulpturen im Innenraum des Domes, die zum Nachdenken anregen. Ein Mann ohne Kopf und Hände, Körper, die nur mehr von der Akten- und Handtasche definiert werden oder gar nur als abgepackte Würstchen erfahrbar sind, bieten Hinterfragungspotenzial für die ‘Freiheit’ und deren Beschränkungen in Konsum- und Arbeitswelt. Deformierte Gebäude und Gegenstände eröffnen neue Perspektiven auf Erschütterung und Erneuerung, sei es in Nachbarschaft zu vom Nationalsozialismus verfolgten Ordensmenschen, sei es angesichts anstehender Fasten- und Detox-Bewegungen, den Sinn für das Wesentliche nicht aus den Augen, besser sogar, nicht aus dem Herzen zu lassen.