Vom Praterstern über den Wiener Speckgürtel bis Spanien und Portugal – die alljährliche Leistungsschau der Studierenden der Landschaftsarchitektur zeigt Lösungen für brennende Fragen der Freiraum-Gestaltung und internationale Erfolge.
Alljährlich zum Ende des Wintersemesters wird die BOKU Wien zum Anziehungspunkt für alle, die sich für neue Trends, Ideen und Lösungen in der Landschaftsarchitektur interessieren. Studierende können hier in das Lehrangebot hineinschnuppern, Arbeitgeberinnen Ausschau halten nach neuen Mitarbeiterinnen, Entwerfende lassen sich inspirieren. Unter dem Titel Landschaft lernen zeigt das Institut für Landschaftsarchitektur (ILA) Entwurfsprojekte der Bachelor- und Master-Studierenden, heuer erstmals in Kooperation mit dem Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau.
Die Arbeiten greifen aktuelle Themen des umwelttechnischen wie urbanistischen Diskurses auf. So werden der Benutzungsdruck auf öffentliche Freiräume in der Stadt aber auch der transdisziplinäre Bezug zu Gemeinden verhandelt. Die Neugestaltung des Straßenraums trifft auf Klimafragen, Freiraumversorgung und neue Urbanität, neuartige Systeme für Baumpflanzungen und Regenwassermanagement werden erprobt, auch Philosophisches ist mit dabei. Hohe Qualität der Arbeiten und reger BesucherInnenzustrom zeugen von der zunehmenden Bedeutung von Lehre und Forschung im Bereich der Gestaltung von Grün- und Freiräumen.
Institutsvorständin Lilli Lička eröffnete bereits zum 5. Mal die Leistungsschau, ihr ist es zu verdanken, dass die Entwurfsqualität in sämtlichen Lehrveranstaltungen eine wichtige Rolle spielt und durch Ausstellung und Präsentationen auch eine entsprechende Würdigung erfährt. Roland Tusch, der zugleich für das Archiv für österreichische Landschaftsarchitektur verantwortlich zeichnet, führte durch die Veranstaltung, die gezeigten Arbeiten reichen vom Entwurf über die Objektplanung und Gestaltung von Details bis hin zur Planung von Ausführung und Bepflanzung und stammen von 185 Studierende. 16 Lehrende, 16 Tutorinnen und Tutoren von den beiden Instituten ILA und IBLB haben sie im Rahmen von 6 Lehrveranstaltungen betreut, 7 Projektgebiete wurden bearbeitet.
Aktueller Wien-Bezug fand sich etwa in der Neugestaltung der Praterstraße, einem anstehenden Großprojekt der Wiener Stadtplanung. Der Trend zur lebenswerteren Stadt in Kombination mit der Reduktion von Straßenraum in Angesicht von Klimawandel und steigenden ökologischen Herausforderungen wird hier in konstruktiv und klimatechnisch ausgefeilten Lösungen (Stockholmer System für Baumpflanzungen, Regenwassermanagement) umgesetzt, aber auch radikale Ansätze bis hin zur Verkehrsfreiheit und flächigen Begrünung finden sich hier.
‚Freiräume mit hohem Grünflächenanteil sind in der dichter werdenden Stadt zum wertvollen Funktionsträger geworden. In solchen Stadträumen steigt daher der Druck, Benutzbarkeit und Zugänglichkeit von öffentlichen Freiräumen neu zu verhandeln.‘ erklärt Liz Zimmermann, die mit ihren Studierenden den Brigittenauer Gottschlich-Park unter die Lupe nahm, der durch zukünftige städtebauliche Entwicklungen (Nordwestbahnhof) eine bedeutende Rolle im Netz der schützenswerten Wiener Freiräume erhalten wird.
In Vösendorf konnten die Studierenden im Masterstudium transdisziplinäre Weg in die Gemeinde erproben, um ihre Entwürfe zum Freiraum im konkreten Praxisbezug und in Kommunikation mit Stakeholdern wie BewohnerInnen, durchzuführen. Aber auch auf dem internationalen Parkett lernen sie sich durchzusetzen – mit anhaltendem Erfolg! Bereits zum wiederholten mal konnten sich die Wettbewerbs-Beiträge der ILA-Teams bei internationalen Gartenfestivals in Spanien und Portugal durchsetzen, drei Gärten zu den Themen “Religion und Poesie im Garten” waren erfolgreich, sie werden 2020 umgesetzt und während des Festivals im Sommer zu sehen sein.
Ein breites Spektrum also, das die Lehrveranstaltungen am ILA abdecken – von der Idee, der Konstruktion und Kalkulation über die Begleitung der Umsetzung bis zur Reflexion der Ergebnisse – beste Basis für die Praxis der zukünftigen LandschaftsarchitektInnen.
Fotocredit: Christoph Gruber / ZID Boku