Wird der Nordbahnhof halten, was das Gleisdreieck verspricht? Vom Berliner Park berichtet Leonard Grosch vom Atelier-Loidl bei der Konferenz PARK POLTICS. Mit dem Park am Gleisdreieck kann er auf einen von einer Bürgerinitiative angestoßenen 15 Jahre dauernden Realisierungsprozess zurückblicken, der sich vor allem durch die Verteidigung des Freiraumes und die Bewahrung eines Restes Wildnis inmitten der gestalteten Parklandschaft auszeichnet.
Ähnliches haben die LandschaftsarchitektInnen vom international agierenden Büro agence ter für den Wiener Nordbahnhof entwickelt. Ihr Entwurf für die gut 8,5 ha große sogenannte „freie Mitte“ versucht, allerlei Ansprüche unter einen Hut zu bringen. Dabei wird den neuen Biotopen der Eisenbahnbrache Raum gegeben, wo die Wiener Landschaftsökologen vom Büro Land in Sicht Steinhaufen für die Eidechsen aufgeschüttet haben und wo ein Wassertümpel Lebensraum für Kröten sichert. In der Mitte sollen die Gleise sowie die Kohlelager für die Parkgestaltung verwendet werden und das Bahngelände in Erinnerung halten. Der Park braucht aber auch eine große Wiese, er braucht Spielplätze, Wege, Skatebahn, Pflanzflächen, Sitzbereiche. An die Ermordeten, die von hier aus ins Konzentrationslager deportiert wurden, wird nicht durch die Gestaltung des Parks sondern hoffentlich in einer Ausstellung am Gelände erinnert werden.
Das Programm ist tatsächlich mit dem Park am Gleisdreieck vergleichbar, bis hin zur Wildnis, die auch hier den engagierten Bürgerinnen und Bürgern ein großes Anliegen war. Es gibt urbanere Teilräume zum Skaten und für andere Sportarten und parkartig gestaltete Zonen mit klassischer Ausstattung: Bank, Leuchte, Abfalleimer. Schon aus dem Programm geht hervor, wie vielfältig der Anspruch an eine solche Grünfläche ist, aber mit der Übersetzung in einen konkret gestalteten Grünraum wird ausgedrückt, was der Gesellschaft entspricht, was ihr zugestanden wird, welches Bild (zur Zeit) gut ankommt. Für Wien ist es ein ehrgeiziges Vorhaben, zumal hier weniger als ein Drittel der Fläche zur Verfügung steht und die direkt angrenzende Bebauung eine enorm hohe Dichte und Höhe und entsprechenden Schattenwurf haben wird. Ob die „freie Mitte“ dem Ansturm und Erholungsbedarf standhalten kann, wird sich weisen.