Home

Das diesjährige urbanize!-Festival widmet sich mit AROUND THE CORNER den Polyzentrale Stadt-Strukturen für die öko-soziale Transformation.

Alles muss sich ändern, wenn es gut bleiben soll. Ist die polyzentrale Stadt aka Stadt der kurzen Wege aka 15-Minuten Stadt das Werkzeug für die notwendige öko-soziale Transformation unserer Städte?
Das Internationale Festival für urbane Erkundungen sucht Antworten, von 5. – 9. Okt. 2022 an zahlreichen Veranstaltungsorten in Wien, Opening in der Sargfabrik, Filmvorführungen in den Breitenseer Lichtspielen und Thementag in der alten WU.

Around the Corner: Polyzentrale Stadt-Strukturen für die öko-soziale Transformation
Die dringende Notwendigkeit den weltweiten CO2-Ausstoß zu senken, gepaart mit der Vision einer lebenswerteren Stadt, bringt seit einigen Jahren neue planerische Konzepte hervor, die auf Jahrzehnte alten Ideen aufbauen. Insbesondere die »Polyzentrale Stadt« findet unter den Erfahrungen der Pandemie als »Stadt der kurzen Wege« oder »15 min city« international Resonanz. Kein Wunder, waren unsere Städte vor der Etablierung von Massenverkehrsmitteln doch die längste Zeit ihrer Geschichte auf das Gehen und damit auf lokale Strukturen und Kreisläufe ausgerichtet. Erst die Verbreitung von Massenverkehrsmitteln und des motorisierten Individualverkehrs hat die Ära des funktionalistischen Städtebaus, der Suburbanisierung und nicht zuletzt der Konsum- und Freizeitgesellschaft ermöglicht. Die Städte sind gewachsen, die Wege wurden länger und die Distanzen, die zurückgelegt werden konnten und mussten, größer. Diese Expansion hält aufgrund der weltweiten Urbanisierung bis heute an.


Doch die autogerechte, zentralistisch organisierte Stadt erzeugt mannigfaltige Probleme: Alltägliche Begegnungen zwischen den Nachbar*innen nehmen ab, während Lärm und Luftverschmutzung zunehmen. Riesige Flächen werden versiegelt, erzeugen Hitzeinseln, bilden Barrieren bei Starkwetterereignissen und gefährden die Biodiversität. Der eingeschränkte Zugang zu Bildung, Kultur, Erholungsraum und sozialen Einrichtungen in der Peripherie erzeugt soziale Schieflagen. Statt kleinteiliger Nahversorgung und lokaler Wirtschaftskreisläufe wird der Reichtum der Viertel an große Konzerne verschoben, deren Arbeitsplätze oftmals nicht lokal und sozial bedenklich sind. Mit der Klimakrise sind diese Fehlentwicklungen und ihre schwerwiegenden sozialen, ökologischen und ökonomischen Folgen vielen Menschen noch einmal aufs Neue deutlich bewusst geworden.

Rund 90 Jahre nach der Charta von Athen scheint die Zeit mehr als reif, in der Stadtentwicklung erneut eine radikale Transformation einzuläuten. Das Leitbild der »Erreichbarkeit« wird in polyzentrischen Ansätzen durch »Nähe« ersetzt; die Nachbarschaften und Quartiere bilden zentrale, vernetzte Planungseinheiten und fungieren als Treiber der sozial-räumlichen Transformation. Fußläufigkeit, aktive Mobilität, Dichte, Diversität im Design und gemischte Nutzungen lauten die neuen Planungsparameter, die Versorgung mit qualitätvollen öffentlichen Räumen wird für das Funktionieren der kleinteiligen Strukturen zentral. Das ruft auch Immobilien-Entwickler*innen auf den Plan, die mit den neuen Qualitäten preisliche Höhenflüge anvisieren und damit die Gentrifizierung in den lebenswerten Quartieren anheizen.

Radikales Instrumentarium oder Marketing?
Was meinen und können die komplexen Planungs-Konzepte wirklich und welche Erfahrungen in der Praxis bestehen international bereits? Wie kommen die neuen Qualitäten allen zugute? Wie kann Verdrängung verhindert und soziale Durchmischung gewährleistet werden? Was bedeutet der umfassende Rückbau des MIV für die Stadt? Welche Räume werden frei, welche Strukturen obsolet, welche neue Nutzungen sind denkbar? Wie gestaltet sich der öffentliche Raum in der dichten, polyzentralen Stadt? Wie kommt Arbeit, wie die sozialen und kulturellen Infrastrukturen in die Quartiere? Welche politischen und organisatorischen Verschiebungen in den Macht- und Verwaltungsstrukturen der Stadt sind notwendig, um die neuen Zentren florieren zu lassen? Wie können Alltags- und Fach-Wissen zusammen fließen? Welche Rolle spielt Demokratie und Partizipation? Wie kann die komplexe Transformation gelingen und was gibt es für wen zu gewinnen?

urbanize! Internationales Festival für urbane Erkundungen. 5.-9. Oktober 2022

Illustration: C. Moreno

Leave a Reply

Fill in your details below or click an icon to log in:

WordPress.com Logo

You are commenting using your WordPress.com account. Log Out /  Change )

Twitter picture

You are commenting using your Twitter account. Log Out /  Change )

Facebook photo

You are commenting using your Facebook account. Log Out /  Change )

Connecting to %s