
Ein großflächiges Textilbild aus gespendeten Kleidungsstücken hat Alicja Rogalska gemeinsam mit den Schneiderinnen aus der Nähwerkstatt des Gartens der Begegnung in Traiskirchen hergestellt. Im Rahmen des KOERNOE-Ausstellungsparcours ist das Wandbild bis in den Herbst hinein im öffentlichen Raum der Gemeinde zu sehen und weist auf die Schwierigkeiten einer Berufstätigkeit für die BewohnerInnen des dort befindlichen Erstaufnahemzentrums hin.

Die Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen und Studienabschlüsse ist für viele Geflüchtete in Österreich häufig mehr als eine Herausforderung. Zunächst dürfen sie keiner Erwerbsarbeit nachgehen bis ihr Asylantrag genehmigt ist – ein kompliziertes Verfahren, das in vielen Fällen mehrere Jahre dauern kann. Oftmals kann nach dem Asylverfahren der in den Heimatländern erlernte Beruf nicht mehr ausgeübt werden, da von den europäischen Behörden ein gleichwertiges Ausbildungsniveau gefordert wird. Geflüchtete sind mit einer Vielzahl von Hindernissen konfrontiert, um einer Erwerbstätigkeit nachgehen zu können. In der Nähwerkstatt des Gartens der Begegnung treffen sich seit 2017 geflüchtete Schneiderinnen. Sie ändern Kleidungsstücke, passen sie an und nähen neue Kleider. Ein Großteil der dort Tätigen kann den erlernten Beruf in Österreich nicht weiter ausüben.
In Zusammenarbeit mit vier geflüchteten Schneiderinnen wurde aus gespendeten Kleidungsstücken ein großflächiges textiles Bild produziert. Zusätzlich begleiteten Juristinnen, die auf Arbeitsrecht und auf die Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen spezialisiert sind, das Projekt, um juristische Auslegungsmethoden und Anerkennungsmöglichkeiten zu erarbeiten. So wie Kleidung manchmal geändert werden muss, damit sie zu einem anderen oder einem sich verändernden Körper passt, ist auch das geltende Rechtssystem kein statischer, sondern ein flexibler Komplex, der regelmäßigen
Änderungen unterliegt.
Die Künstlerin Alicja Rogalska ist eine der 9 Künstler*innen, die die aktuellen von Michaela Geboltsberger kuratierten KOERNOE-Kunstparcours bespielen. Deren Arbeiten laden im öffentlichen Raum von Traiskirchen zum reflektierten Spaziergang ein und reichen vom Bahnhof über den Garten der Begegnung bis zur alten Schlosserei. Weitere künstlerische Positionen manifestieren sich als begehbare Installationen, skulpturale Eingriffe u.v.m. Ein Leitsystem erleichtert den Rundgang, Ausstellungsgfolder liegen an Infopoints auf, ein umfangreiches Vermittlungsprogramm läuft bis in den September …
Mit ortsspezifischen Arbeiten von: Anatoly Belov (UA), Aldo Giannotti (IT, AT), Anna Jermolaewa (RU, AT), Dariia Kuzmych (UA, DE), Alicja Rogalska (POL, GB), Kamen Stoyanov (BGR, AT), Rayyane Tabet (LBN, USA), Anna Witt (DE, AT) und zwei Videoarbeiten von William Kentridge (ZAF). Die Kuratorin Michaela Geboltsberger ist Kunsthistorikerin und Geschäftsführerin der IG Architektur.
What Can Be Done? KOERNOE-Kunstparcours Traiskirchen 2022 bis 25. September
Presseinformationen
Bilder von der Eröffnung
Vermittlungsprogramm
Abb. Alicja Rogalska, Joanna Pianka