Eine Auswahl von Arbeiten für den öffentlichen Raum gibt einen Vorgeschmack auf eine Ausstellung der Kunsthalle Wien. Die in Kooperation mit den Festwochen geplante Schau And if I devoted my life to one of its feathers? musste Corona-bedingt auf das nächste Jahr verschoben werden, weshalb jetzt als Prolog im öffentlichen Raum künstlerische, eigens für dieses Projekt geschaffene, Statements von sechs Künstler*innen und -kollektiven – Manuel Chavajay, Chto Delat, Inhabitants mit Margarida Mendes, Daniela Ortiz, Prabhakar Pachpute und Sophie Utikal – auf 250 großformatigen Plakatflächen in der ganzen Stadt Wien verteilt zu sehen sind.
Der Künstler Manuel Chavajay, ein Angehöriger des Maya-Volks der Tz’utujil, stellt Tz’ikin dar, einen der zwanzig nahuales der mittelamerikanischen Kosmologie, in der sie als persönliche spirituelle Begleiter*innen und Schutzgeister der Menschen auftreten. Die Figur hält einen Goldbarren und steht so symbolisch für die Sicht des Westens auf die angestammten Gebiete der Maya: als Ort der Kapitalakkumulation durch Rohstoffextraktion – mittels der Ausbeutung von Menschen und natürlichen Ressourcen. Das Wort „Ru k’ayewaal“ unter der Figur stammt aus dem Tz’utujil und kann mit „wegen einer aufgezwungenen Gewaltsituation in Not“ übersetzt werden.
Sophie Utikals Textilarbeit geht den Gefühlen von Zugehörigkeit und Fremdsein in der Begegnung mit einer unbekannten Zukunft nach. Die Unterbrechung des Alltagslebens manifestiert sich in ihrer Arbeit als ein Klima der ständigen und konfliktträchtigen Aushandlung von Passivität. Die Anordnung der Figuren lässt an die erzwungene körperliche Distanz und den Verzicht auf Berührungen in zwischenmenschlichen Beziehungen denken, mit denen wir derzeit leben, und veranschaulicht so die Auswirkungen der Pandemie auf unsere Gefühle und unser Verhalten.
And if I devoted my life to one of its feathers? kuratiert von Miguel A. López
Kunsthalle Wien & Wiener Festwochen
Abbildungen:
Sophie Utikal, what was, is gone, 2020, Foto: Abiona Esther Ojo, Courtesy die Künstlerin
Manuel Chavajay, Tz’ikin, 2020, Foto: Josue Samol, Courtesy der Künstler