In den letzten drei Jahren seines Lebens – von 1915 bis 1918 – hat Otto Wagner ein Tagebuch in Form von Briefen an seine verstorbene Frau geschrieben, eine Lektüre die heute neben dem Blick auf den Menschen auch bedeutende Einblicke auf seine baukünstlerische Arbeit erlaubt.
Wagner (1841-1918) zählt zu den weltweit bedeutendsten Architekten an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Seine Bauten – darunter die Wiener Stadtbahn, die Postsparkasse und die Kirche am Steinhof – gelten heute als Meilensteine auf dem Weg vom Historismus zur Moderne. Wagner war ein Visionär: Er hatte erkannt, dass die auf die Vergangenheit fixierte Architektur des Historismus in Widerspruch zur politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Dynamik seiner Zeit stand. Als Antwort darauf entwarf er eine strahlende, rationale Zukunftsarchitektur, die auf Zweck, Material und Konstruktion beruhte. Seine radikalen Entwürfe waren ein Befreiungsschlag für die Vertreter der Moderne, für die Hüter der Tradition dagegen blanke Provokation. Auch aus diesem Grund blieben viele von Wagners Projekten unausgeführt, so etwa seine Entwürfe für das Stadtmuseum am Karlsplatz, an dessen Stelle später das Historische Museum der Stadt Wien (heute: Wien Museum) errichtet wurde. Dort wird nun zum 100. Todestag das Gesamtwerk dieses „Weltstadtarchitekten“ in einer großen Ausstellung präsentiert …
Otto Wagner Ausstellung im Wien Museum 15. März bis 7. Oktober 2018
Fotografie Wolfgang Thaler
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