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Auf den Geschmack vom Apfelsaft kommt man 500 km weiter östlich in der Pannonischen Tiefebene. Hier wechseln sich Salzlacken und Steppengras ab, Schilf und seltene Vogelarten prägen die Landschaft. In St. Andrä am Zicksee haben sich Vera und Albert Leeb auf den Obstbau spezialisiert und verkaufen Äpfel und Säfte im neu errichteten ‚Apfelbau(m)haus‘. Der Bauernhof im Nachbarort, war für den Ab-Hof-Verkauf etwas zu beengt und abgelegen, als die junge Generation nach einigen Jahren in der Stadt aufs Land zurückkehrte, um das vorhandene landwirtschaftliche Potential auszubauen. Ein attraktiver Neubau in gut frequentierter Lage sollte Aufmerksamkeit und neue Kundschaft bringen. Die Leebs entschieden sich für die sprichwörtliche Kiste auf der grünen Wiese an der Verbindungsstraße nach Ungarn unweit von Camping und Badesee. So war die optimale Infrastruktur gewährleistet und so konnten die jungen Obstbauern auch ihre ökologischen Vorstellungen wahrmachen. Schließlich sollten Landwirtschaft und Architektur im Einklang stehen und der naturgerechte Anbau von heimischen Sorten verlangte nach einer entsprechenden baulichen Visitenkarte.

‚Die klassischen Bauernläden sind ja nett und gut aber doch oft etwas verstaubt‘ meint Vera Leeb, ‚… um ein jüngeres Publikum anzusprechen braucht‘s was Modernes …‘ Vorbildwirkung hatten hier die Weingüter rundum,  und dass es mit Kurt Sattler vom Architects Collective auch noch einen Architekten gab, der mit den Örtlichkeiten bestens vertraut war, kam dem Projekt ebenfalls zugute. Die ‚Kiste‘ folgt dem einfachen Prinzip eines Marktstandes den man auf- und zuklappen kann. Schiebetore und Sonnenblenden signalisieren schon von weitem die Öffnung des Verkaufsladens. Mit dem Wunsch nach nachwachsenden Rohstoffen fiel auch hier die Wahl auf den Holzbau, wobei es sich um farbig lasierte Grobspanplatten handelt, die als teilweise selbsttragende Fertigteile in kurzer Zeit errichtet waren. Nachhaltigkeit auch beim Energiekonzept – Laden und Nebenräume sind als Passivhaus ausgeführt – und beim Einsatz von Recycling-Produkte. Fahrradschläuche finden als Hängeleuchten Verwertung, die Sonnenblenden vor den großen Fensterbändern waren im früheren Leben die Werbeplanen und ausrangierte Weingartensteher befestigen den Boden im Außenbereich. Praktizierte Nachhaltigkeit, die allseits gut ankommt. Kunden reisen extra aus der Stadt an, der Tourismus hat die Äpfel für die ‚Genußreisende‘ entdeckt und neuerdings hat ‚Alles Apfel‘ auch eine Außenstelle in Wien. (Manuskriptfassung, Jänner 2014, hk)

Erscheint in der Serie Architektur & Landwirtschaft

Bauernladen: Obst und Holz erfreuen Produzenten und Kunden
Bauern Zeitung, 30. Jänner 2014 . Die Onlineplattform für den Ländlichen Raum

Architektur Architects.Collective

Fotografie Wolfgang Thaler

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