urbanize! das alljährliche internationale Festival für urbane Erkundungen wird heuer die URBAN COMMONS einem REALITY CHECK unterziehen. urbanize! wird mit rund 30 Veranstaltungen die international bereits gelebte Praxis urbaner Gemeingüter, ihre historischen Wurzeln und theoretische Fundierung präsentieren, durch situative künstlerische Interventionen die Welt der Commons für Festival-Besucher:innen erlebbar machen, und mit Expert:innen aus Theorie und Praxis taktische Möglichkeiten der Etablierung und Ausweitung urbaner Commons als Strategie für eine zukunftsfähige Stadtgesellschaft diskutieren.
Formen und Potenziale von ›Urban Commons‹ – als aktive Produktion von Raum und Gemeinschaftseigentum und eigenes Feld außerhalb der Logik von Markt oder Staat – werden seit längerem diskutiert und mittlerweile international auch praktiziert. Die Welt der urbanen Commons umfasst einerseits materielle Güter wie Boden, Gebäude oder städtische Infrastruktur wie Wasser, Energie oder öffentlicher Verkehr und Raum. Gleichzeitig ist die Idee der urbanen Commons unauflöslich verbunden mit der Praxis des ›Commoning‹, der aktiven Herstellung von Gemeingütern durch gemeinsame Aushandlung, Pflege und Nutzung dieser Ressourcen im Sinne des Gemeinwohls. Denn urbane Commons konstituieren – vor allem auch– ein Regelwerk: Ebenso wie unsere derzeitige kapitalistische Gesellschaftsordnung auf Gesetzen beruht, welche die Verwaltung des gesellschaftlichen Reichtums zwischen Privat und Staat regeln, stellen auch urbane Commons ein Set von Regeln und Gesetzen dar, die eine kollektive, gemeinwohlorientierte, generationengerechte, nachhaltige und demokratische Nutzung und Verwaltung von urbanen Ressourcen erlauben und befördern. Theorie und Praxis der urbanen Commons bilden in unserer Zeit der multiplen sozialen, politischen und ökologischen Krisen einen hoffnungsvollen Ansatz für eine gerechtere Verteilung und langfristige Sicherung des städtischen Reichtums und einen wichtigen Beitrag zur Erneuerung und Demokratisierung der urbanen Gesellschaft.
urbanize! will einen Brückenschlag zwischen dem Diskurs und der Alltagsrealität in den Städten ermöglichen, die angesichts der drängenden Klimafrage und der fortschreitenden Privatisierung von Raum und Gesellschaft neue, gemeinschaftlich verwaltete Frei-, Denk- und Bewegungsräume benötigen. Als ›Reality Check‹ wird das Festival besondere Aufmerksamkeit auf konkrete Projekte und Modelle in Städten legen, die mit Hilfe von gemeinwohlorientierten Public-Common-Partnerships (PCP) bereits beginnen, den urbanen Reichtum für die Allgemeinheit zu sichern und zu verwalten, statt der Profitlogik von Privat-Public-Partnerships (PPP) zu folgen. Damit soll auch dem Ausverkauf von städtischem Boden, Infrastruktur und Immobilien langfristig ein Riegel vorgeschoben werden.
urbanize! möchte diesen entstehenden neuen Commons-Allianzen Raum geben und mit Augenmerk auf Möglichkeiten und Fallstricke bei deren Realisierung zu ihrer Weiterentwicklung beitragen. Ebenso zentral soll im Rahmen des Festivals das Schaffen von Situationen der ›Erlebbarkeit‹ urbaner Commons und ihrer alternativen Handlungslogiken durch künstlerische Interventionen und räumliche Settings werden, die gemeinsam mit Vorträgen, Workshops, Stadtspaziergängen und Filmen während der sechs Festivaltage eine Einladung zur aktiven Auseinandersetzung mit einer möglichen, gemeinwohlorientierten urbanen Zukunft aussprechen
urbanize! REALITY CHECK – URBAN COMMONS
3.-8. Oktober 2023, Festivalzentrale Alte WU, Althanstraße, 1090 Wien
helga kusolitsch 