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Badeschluss? Mit dem Fliesenhandtuch der ukrainischen Künstlerin Zhanna Kadyrova vorm Hallenbad des Südbahnhotels am Semmering lässt sich der Kunstsommer noch bis Oktober verlängern.

Draußen vor der Tür hängt ein Handtuch am Geländer vor dem in die Tage gekommenen Juwel eines Hallenbades der 1930er Jahre im Südbahnhotel. Es wurde aus Fliesen gewebt, in der Bewegung eingefangen. Es ist hellblau, mit kleinen Details. Das Material stammt aus dem Grössling Bad in Bratislava und ist in eine neue Form gebracht. Nicht nur das Handtuch ist in der Gegenwart erstarrt, auch die Ballons, die sie bei der Eröffnung der Ausstellung von Kunst im öffentlichen Raum gezeigt hatte, stiegen nicht mehr auf, sie hingen über dem See, dem Eisteich und bildeten eine Formation im Stillstand. Die ukrainische Künstlerin Zhanna Kadyrova schafft fragile Skulpturen an zwei verschiedenen Orten. Sie blicken einander aus der Ferne an, öffnen ein räumliches Verhältnis.

Das Handtuch hängt noch, doch die heliumgefüllten Objekte sind verschwunden: Die Installation war kurzlebig, nur zwei Tage noch nach der Eröffnung war sie zu sehen. Bevor sie verschwanden, waren die Ballons in der Ferne von verschiedenen Blickwinkeln aus erkennbar. Dann sind sie, nun in Bewegungslosigkeit, nur in Form einer Fotografie festgehalten. Abstrakt geworden thematisieren die Arbeiten Momente der Wahrnehmung.

Zhanna Kadyrova, 1981 in Browary (Ukraine) geboren lebt in Kiew. Ihre künstlerischen Medien umfassen Fotografie, Video, Skulptur, Performance und Installation und häufig ortsspezifische Projekte. Kadyrovas Arbeiten sind eine kritische Reflexion der postsowjetischen Ära, in der sie groß geworden ist, indem sie Ästhetiken der Sowjet-Ära wie konstruktivistische Utopien, SozArt und Pop Art miteinander vermischt.
Die Materialien, die sie für ihre Arbeit wählt, betrachtet sie als Zeug*innen der globalen Transformationen des 20. Jahrhunderts – Zement, Keramik, Harz, Metall. Sie ist vor allem für ihre Mosaikarbeiten mit Fliesen bekannt, die die Stile des Konstruktivismus und des sozialistischen Realismus heraufbeschwören. Zahlreiche internationale Ausstellungen z. B. bei der 5. Moskauer Biennale, der 55. und 56. Biennale in Venedig jeweils im Länderpavillon der Ukraine oder im Palais de Tokyo, Paris u.v.m. 2011 erhielt sie den ersten Sonderpreis des PinchukArtCentre und 2014 den Future Generation Art Prize uva.

Zhanna Kadyrova

Kunst im Öffentlichen Raum. Land, Besitz & Commons bis 18. Oktober 2021 am Semmering
Zhanna Kadyrova, aus der Serie Second Hand, 2020, Keramikfliesen, Südbahnhotel 2021und Volatilität, am Eisteich 2021
Foto: Gisela Erlacher

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