Elsa Prochazka gilt als eine der prägenden Gestalterinnen Wiens. Die Schwerpunkte der seit mehr als 40 Jahren aktiven Architektin liegen in Wohnquartieren und städtebaulichen Projekten, die Architekturpublizist Otto Kapfinger für ihre „unpathetische Eleganz und sinnreiche Brauchbarkeit“ preist. Der 2013 verliehene Frauenpreis der Stadt Wien verweist auf ihre Vorreiterrolle als Architektin für die bahnbrechende Entwicklung von Standards, die heute im Wohnbau Usus sind. Auch als Ausstellungsdesignerin hat sich Prochazka einen Namen gemacht, unter anderem mit der Gestaltung der Wiener Musikergedenkstätten von Mozart bis Beethoven.
Nun legt Elsa Prochazka ihre große neue Werkmonografie vor. An die 60 Projekte sind ausführlich in aufwändigen Bildstrecken und stilsicheren Texten dokumentiert, ein umfassendes Werks- und Publikationsverzeichnis schafft einen Überblick von über 300 seit 1984 in ihrem Büro ‘architectureality’ entstandenen Projekten. Eine leise Wehmut entsteht angesichts der vielen Anmerkungen von mittlerweile ‘stark veränderten’ bis hin zu nicht mehr existenten Bauten und Gestaltungen, die in einem Abrissfoto der ehemaligen Coca-Cola-Zentrale am Wienerberg gipfeln. Aber über eine solche Zeitspanne will eben auch Neues entstehen und die Architektin selbst erfreut sich ungeminderter Schaffenskraft.
Im Buch kommt auch Cino Zucchi in einem persönlichen Essay zu Wort, der Elsa Prochazka die Fähigkeit attestiert, ‘uneingeschränkt auf ein gesellschaftliches Bedürfnis zu reagieren und zugleich eine subtile Kritik an der gegenwärtigen Situation zu üben’ eine Fähigkeit, die nur sehr luziden Denkern vorbehalten sei. Auch rühmt er ihre ethische Basis, die sich von ihren „radikalen“ Ursprüngen zu einer weiseren, dabei aber immer noch „kämpferischen“ Haltung entwickeln konnte. Einen biografischen Bogen von der Kindheit im Nachkriegs-Wien, vom selbstentwickelten ‘Igirischen’ über die Studentenproteste an der Akademie der bildenden Künste bis zur eigenen Lehrtätigkeit an der von ihr gegründeten Studienrichtung “raum&designstrategien” an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz spannt das verschriftlichte Email-Interview, das Marlene Streeruwitz mit Prochazka führte.
Am 12. Oktober wird das Buch im Wien Museum präsentiert, Elsa Prochazka erläutert das inhaltliche Konzept ihrer Arbeit. Otto Kapfinger offeriert dazu eine erste Reflexion und spricht über grundsätzliche Aspekte in Werk und Persönlichkeit der vielseitig engagierten Architektin.
Elsa Prochazka. Eine Wiener Architektin. Buchpräsentation
12. Oktober, Wien Museum, Anmeldung
Elsa Prochazka. architectureality
Frauenpreis der Stadt Wien. 2013. Elsa Prochzka
nextroom. Elsa Prochazka
Abbildung
Architektur: Karree St. Marx, Elsa Prochazka, Wien, 2010
Foto: Philip Kreidl