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Kunstbiennale in den Kinderschuhen? Mit Anfängercharme und Entdeckungspotential? Auf dem indischen Subkontinent gibt es Gelegenheit zu solch rarem Kunstvergnügen – soeben wurde der Kommissär für die zweite Biennale des Subkontinents bekanntgegeben.

Von 12.12.2012 bis zum 13.03.2013 fand in Kochi im südlichen Bundesstaat Kerala die erste Kunstbiennale in der Geschichte Indiens statt. Fort Kochi, wie sich der auf einer Halbinsel befindliche Teil der Millionenstadt nennt, erinnert dank seiner Lage inmtten der Lagune des Naturhafens an den Klassiker der Kunstbiennale in Venedig. Ähnlich dem Arsenale beherbergen hier die alten Gewürzlagerhallen die Kunstwerke und aus den Toren und Fensteröffnungen schweift der Blick übers Meer. Statt der Vaporetti tuckern hier Fähren hinüber zum Festland und auch Fort Kochi kann auf eine reiche Geschichte mit zahlreichen Endeckungsreisenden und Fremdbeherrschungen zurückblicken. Portugiesen, Niederländer, Chinesen, alle haben dem multikulturellen Städtchen ihren Stempel inmitten des ohnehin buntgenmischten indischen Kosmos aufgedrückt, aber heute findet sich hier ein ungewohnt modernes Indien.

Was viel mit dem Touristenstrom zutun hat, der den reichsten Bundesstaat Indiens auch wegen er hier entstandenen Ayurveda-Medizin als bevorzugtes Reisedestination entdeckt hat. Äußerst entspannt fühlen sich hier Individualreisende sämtlicher Generationen wohl, schicke Cafés und Galerien strotzen vor hippen Weltreisenden. Wo früher Bücher gewälzt wurden und Hippyaccessoires das Stadtbild prägten, wird heute via I-Phone und Tablet gechattet, geposted und Informiert.

Am besten natürlich über die Kunst rundum, denn auch hier gibt’s dezentrale Interventionen in verstreuten Ausstellungsräumen und im öffentlichen Raum, wobei sich hier auch die indische Vorliebe für Streetart bemerkbar macht. Alles zusammen eine bunte Mischung unterschiedlichster Qualitäten, einige große Namen, die wie’s scheint eher Uninspiriertes aus dem Lager geschickt haben, teilweise Internationales und der Schwerpunkt natürlich auf indischer Kunst. Wobei sich die noch gering entwickelte Ausstellungstradition Südindiens bemerkbar macht – zeitgenössisches Kunstzentrum bleibt allemahl Dehli mit seiner jährlich stattfindenden Internationalen Kunstmesse.

Wie’s weitergeht, darf man gespannt sein, Mitte November wurde Jitish Kallat, ein 39 jähriger in Mumbai geborener Künstler mit internationaler Reputation zum Kommissär für die zweite, im Dezember 2014 startende Ausgabe der Kochi Muziris Bennale ernannt .

Zum Einstimmmen auf Kochi empfiehlt sich die Lektüre des 1997 mit dem Booker-Prize ausgezeichneten, halbbiographischen Romans der indischen Schriftstellerin und politischen Aktivistin Arundhatei Roy ‘The God of small Things’. Deren Familiengeschichte aus den 50er Jahren spannt sich auf während einer Autofahrt nach Cochin, so der frühere Name der Stadt, und gewährt teils schokierende Einblicke in die durch das Kastenwesen geprägte Kultur Indiens.

Kochi Muziris Biennale

Biennale Foundation – Kochi Muziris Biennale 2014

The God of small Things, Arundhatei Roy, 1997

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