
… kann ja mancherlei heißen, von Johann Gottfried Seumes romantischem Spaziergangsprojekt bis zum zeitgenössischen Jet-Set-Trip mit oder ohne Kulturgenuß. In jedem Fall geht’s über die Alpen und da findet sich etwa gleich in Südtirol eine Menge anzuschauen, das auch der architektur-interessierten Menschen Herz höher schlagen lässt.

Eine gute Gelegenheit unter fachkundiger Führung in die zeitgenössische Architektur- und Kunstszene hineinzuschnuppern, gibts nächstes Frühjahr im ORTE-Programm. David Calas, Südtiroler Architekturschaffender, Lehrender und Grenzgänger zwischen Urbanismus und Ruralismus hat sich eine kleine feine Architekturreise ausgedacht, die vom künstlerisch verfremdeten Militätbunker über Architekturikonen von Othmar Bart bis zur Whiskey-Destillerie im Backsteinkubus reicht.

Südtirol ist weit mehr als ein Postkartenidyll aus Dolomitenpanorama und Apfelblüte. Es ist ein Resonanzraum – gezeichnet von alpiner Topografie, geprägt von kultureller Mehrsprachigkeit, geschichtet in Jahrhunderten gebauten Lebens. Und in genau diesem Spannungsfeld hat sich eine Architektursprache herausgebildet, die weder laut noch beliebig ist, sondern kontextuell präzise und gestalterisch klar: sensibel im Umgang mit dem Bestehenden, mutig im Denken neuer Räume, radikal in der Haltung, ohne ihre Herkunft zu verleugnen.

Diese Reise folgt nicht bloß den Linien beeindruckender Fassaden oder der Ästhetik gut gemachter Details. Sie folgt einer Haltung, die im Weiterbauen keine bloße Anpassung, sondern eine kulturelle Notwendigkeit sieht. Die erkennt, dass Wohnen mehr ist als Quadratmeter und Baukosten. Und die versteht, dass Tourismusarchitektur heute nicht mehr aus Kulissen besteht, sondern aus Orten – offenen, lebendigen, identitätsstiftenden.
Infos: ORTE Architekturnetzwerk Niederösterreich
Abb. Bunker 23, Benny Spinn; Seehotel Ambach, Othmar Barth; Destillerie PUNI, Werner Tscholl; Museion. KSV Architekten; © Sven Wuttej