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Kapuzinerkresse und antike Spolien, Marmor, Holz und das Ohr der Freiheitsstatue… in seinem rätselhaften und poetischen Werk vermittelt der in Vietnam geborenen Künstler eine starke politisch-ethische Haltung.

In seinen konzeptuellen Arbeiten und Installationen greift Danh Vo häufig auf persönliche Lebenserfahrungen zurück, um umfassendere historische, soziale und politische Themen zu untersuchen. Die Vergangenheit bestimme die eigenen Gegenwart, ihr Verständnis sei also Grundvoraussetzung für die Untersuchung der Gegenwart, ebenso wichtig der Blick in die Zukunft, so seine Lebensphilosophie.

Den in Vietnam geborenen und in Dänemark aufgewachsenen Künstler fasziniert, wie Objekte und Geschichte(n) miteinander verflochten sind und als Projektionsflächen nationaler Ängste und persönlicher Identitäten dienen. Nicht nur die gewalttätigen sowie die erotischen Machtspiele des Kolonialismus sind ein wiederkehrendes Thema, sondern auch die Art und Weise, wie Verwaltungssysteme versuchen, persönliche Intimität und Ausdruck zu formen (sogar einzuschränken). Vos Installationen bergen eine Fülle künstlerischer Elemente, darunter Fotografien, gefundene Gegenstände (mit historischer oder emotionaler Bedeutung), Dokumente, Textfragmente, die von seinem Vater in kunstvoller Kalligrafie ausgeführt werden und manchmal auch Werke anderer Künstler*innen. Das Wirken des Künstlers in verschiedenen Rollen – als Kurator, Sammler, Historiker und Auktionsscout – ermöglicht ihm ein gewandtes Spiel mit Objekten und Zusammenhängen. In der Auseinandersetzung mit symbolisch oder emotional aufgeladenen Artefakten aktiviert er deren Bedeutung von Projekt zu Projekt immer wieder neu.

Häufig präsentiert Vo Objekte aus dem Nachlass bedeutender Persönlichkeiten (oder anderen Quellen) unverändert in seinem Werk, dann wieder zerlegt er sie, um sie mit verschiedenartigen Ergänzungen zu verblüffenden Hybriden neu zusammenzubauen. Seit 2015 kombiniert er in seinen Werken auch Fragmente antiker Skulpturen mit zeitgenössischen Objekten oder mittelalterlichen Madonnen. Dabei werden die ursprünglichen Arbeiten oft verunstaltet oder unwiederbringlich verändert – ein Akt des Kulturvandalismus, der einerseits die Kolonialisierung widerspiegelt, andererseits Imperien und Kolonien über Zeit und Raum provokant miteinander verknüpft.

Fragmentierung und Neugestaltung spielt auch in Vos wohl bekanntestem Werk, We the People (2011–2016), eine wichtige Rolle. Die Replik der Freiheitsstatue von Frédéric-Auguste Bartholdi besteht aus etwa 300 einzelnen Kupfer-Segmenten im Maßstab 1:1 und wurde in China hergestellt. Ordnungsgemäß zusammengestellt würden sie eine Kopie des New Yorker Wahrzeichens in voller Größe bilden; das Projekt des Künstlers sieht jedoch vor, die Einzelteile stattdessen auf der ganzen Welt zu verstreuen.

Ohne belehrend zu sein, vermittelt Vos rätselhaftes und poetisches Werk eine starke politisch-ethische Haltung. Der Künstler untersucht Fragen der Identität und Zugehörigkeit, des rechtlichen Status, des Eigentums und der Rolle persönlicher Beziehungen und beleuchtet die Machtstrukturen hinter den Fassaden liberaler Gesellschaften sowie die Fragilität unserer Vorstellungen vom Leben im Nationalstaat. (Pressetext)

Secession. Danh Vo.

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