In der Secession hat sie die neue Herz-Bar gestaltet, wo sie hier so lässig lehnt, und für KÖRnö hat sie im Waldviertel ein Denkmal einfach ‘umgelegt’. Göpfritz an der Wild darf sich über das ‘liegende Denkmal’ freuen, das zugleich Treppe, Bühne und Tribüne ist. Gehen, sitzen, liegen kann man darauf, lauschen, peformen und auch gedenken. Denn den Anstoss für die Errichtung dieser architektonischen Skulptur hat ein niederösterreichischer Experte für Feuerwehrgeschichte gegeben – Gerhard Schneider – der jene 16 Feuerwehrvereine aus der Vergessenheit holen wollte, die unter den Nationalsozialisten im Zuge der Zwangsabsiedelung für den Truppenübungsplatz Döllersheim verschwunden waren.
Den Wettbewerb für Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich konnte die slowenische Künstlerin mit der Skulptur – zum begehen und begegnen – für sich entscheiden. Eingefärbter Beton, skulpturale Embleme der Feuerwehr, Oberflächenstrukturen der Materialien rundum schaffen eine neue Aufenthaltsqualität für den Platz vor dem Feuerwehrhaus.
Sagadin hinterfragt mit ihren zahlreichen Projekten im öffentlichen Raum kontinuierlich hergebrachte Zuschreibungen und Zeichen und eröffnet damit Räume für neue gedankliche Auseinandersetzung. Für Göpfritz an der Wild hat sie keine repräsentative Geste, kein weithin sichtbares Monument konzipiert, sondern eine horizontale architektonische Plattform entwickelt. Das Objekt zeigt, dass Erinnerungskultur nicht nur durch die Sichtbarmachung von Leerstellen aktiviert werden kann, sondern Geschichte durch erlebbare Erfahrungen Präsenz erhält. In räumlicher Nachbarschaft zur Feuerwehrzentrale und des darin befindlichen Feuerwehrmuseums werden Geschichte und Gegenwart in Verbindung gesetzt.
Einweihung mit Blasmusik & Festmesse am Sonntag den 8. September 2019
Treppe- Bühne – Tribüne KÖRnö
Maruša Sagadin
Foto: Paul Knight