Der imperiale Charme der Wiener Innenstadt zieht weltweit zahlreiche Besucher an. Einigen wenigen öffnen sich die historischen Pforten auch als Unterkunft auf höchstem Hotellerie-Niveau. So im Palais Coburg, einem 5 Stern Superior Haus, in dem sich prachtvolles Ambiente und modernster Hightech von den Prunksälen der Beletage bis zum Parksystem auf Kasematten-Niveau exquisit miteinander verbinden. Das 1845 erbaute, unter Denkmalschutz stehende Palais hatte einen langen Dornröschenschlaf gehalten, ehe es nach aufwändigen Umbau- und Renovierungsarbeiten im Jahr 2003 den Hotelbetrieb aufnehmen konnte.
Als Peter Pühringer sich im Jahr 1997 mit der von ihm gegründeten Privatstiftung zum Kauf der Immobilie entschieden hatte, war das Palais Coburg bereits seit Jahren auf dem Markt. Nicht nur, dass das im Neorenaissance-Stil errichtete Palais in einem teilweise desolaten Zustand war und unter Denkmalschutz stand. Vor allem hatten die 20 nahezu unkündbaren Altmieter die Käuferinteressen bis dato in Grenzen gehalten. Ein mutiges Unterfangen also, das sich zu guter Letzt mit einer Gesamtinvestitions-Summe von 80 Millionen Euro zu Buche schlagen und den Weg in die Liga der ‚Leading Hotels of the World‘ ebnen sollte.
Am Anfang aber stand die ‚Spargelburg‘ – wie der Wiener Volksmund das Palais aufgrund der freistehenden Säulen im Mittelteil der Fassade bald benannt hatte. Nach dem Entwurf des Architekten Karl Schleps 1845 fertiggestellt, vergingen noch die Revolutionsjahre ehe das Palais erstmals von August von Sachsen-Coburg und Gotha und seiner Frau Clementine d’Orléans bezogen wurde. In der Zeit des aufstrebenden Bürgertums war gerade der Typus des ‚Zinspalais‘ entstanden und auch die Coburger vergaben einen Teil des Palais als luxuriöse Mietwohnungen.
Das 20. Jahrhundert brachte Bombentreffer und russische Besatzungstruppen, ab 1955 waren die ÖBB auf zwei Etagen eingemietet, während Seidentapeten und Stuckornamente hinter Abdeckplatten vergilbten. Die letzte adelige Bewohnerin hatte sich nach dem Verkauf 1978 ein Wohnrecht auf Lebenszeit gesichert. 1994 ging auch diese Ära zu Ende. Heute im Hotelzeitalter leben die Coburger wieder in ihren Prunkräumen, und sei es auch nur als Namensgeber und Dekorationsobjekte für Suiten und Restaurant.
Wobei die Entscheidung zur Hotelnutzung erst recht spät gefallen war. Durch die schrittweise Auflösung von Mietverträgen und entsprechend startenden Sanierungsarbeiten änderten sich die geplanten Nutzungskonzepte vom Wohn- und Bürohaus über individuelle Appartements hin zum Hotel. Heute beherbergt das Gebäude sowohl Privatwohnungen und Stiftungsbüros als auch eine Residenz mit 35 Suiten, Veranstaltungs- und Gastronomiebereiche.
Die unter Denkmalschutz stehende historische Bausubstanz stellte die zweite große Herausforderung dar. Bereits im Vorfeld der Planung waren umfangreiche Sondierungsmaßnahmen nötig. War zu Beginn dieser Arbeiten noch der auf Denkmalpflege spezialisierte Wiener Architekt Manfred Wehdorn einbezogen, so wurde ab 1998 ein eigenes Architektenteam zusammengestellt. Bis zu vierzehn Mitarbeiter waren während der drei Jahre dauernden Renovierungsarbeiten beschäftigt.
Markantes Zeichen des Stiftungsmottos ‚Vergangenheit bewahren – Zukunft gestalten‘ ist die Glasfront im Sockelbereich der Hauptfassade, die das Hotel Entree in Szene setzt. Hinter der historischen Gartenmauer entstand durch den Aushub des Gartenbereiches ein luftiger, in Glaskonstruktion ausgeführter Eingangsbereich. Im Foyer schaffen großzügige Öffnungen Sichtachsen von den freigelegten mittelalterlichen Stadtmauern über die historistische Kutschenumfahrt bis zu den zeitgenössischen Stahl- und Glaskonstruktionen der Lobby, wo Alt und Neu aufeinandertreffen.
Eine solche Treppenanlage führt auch in die unterirdischen Kasematten, die sich als besonderes Glanzstück des Gebäudes entpuppten. Die riesigen Ziegelgewölbe, die in der Renaissance als Teil der Basteien errichtet wurden, beherbergen heute mit modernster Technik ausgestattete Veranstaltungsräume und exquisite Weinkeller, in denen önologische Preziosen aus aller Welt lagern.
Preziös sind auch die Prunkräume im Obergeschoß. Hier wurden französische Tapisserien aufwändig nachgewebt und intarsierte Parkettböden wieder instandgesetzt. Eine Pracht und Fülle gepaart mit modernster Technologie und der Diskretion einer Nobelresidenz, die gerne für anspruchsvolle Veranstaltungen genutzt wird. Hier fanden etwa die jahrelangen UN-Verhandlungen über das Atomprogramm des Iran am 14. Juli 2015 ihr glückliches Ende.
Die Suiten in den zwei Obergeschoßen wurden zum Großteil als Maisonetten zu je zwei Fensterachsen mit Galerie ausgebaut. Vorgelagerte Balkone und deckenhohe Kastenfenster bei einer Raumhöhe von 6 Metern erlauben die Belichtung der Wohn- und Privaträume auf zwei Ebenen. Hier zeigt sich auch die mit großem Aufwand und viel Liebe zum Detail erneuerte Inneneinrichtung, für die Karin Pühringer federführend war. In minutiöser Arbeit konnte sie antikes Mobiliar weltweit ausfindig machen und nach historischen Vorbildern renovieren und neu produzieren lassen.
Die Suiten im ausgebauten Dachgeschoß, wo die Holzdachstühle durch ein Stahlbetonfaltwerk ersetzt wurden, zeigen hingegen, frei von historischen Vorgaben, eine klassisch moderne Gestaltung. Hier befindet sich auch der großzügige Spa-Bereich mit Außenterrasse, die den Blick bis zum gegenüberliegenden Stadtpark freigibt. Abgerundet wird das Hotelservice mit Bars und Restaurants, die sowohl über internationale Sterne als auch über Alltagstaugliches verfügen, das auch das Publikum aus der Umgebung anlocken soll. Hinter dem nach historisches Vorbild mit neuester Klimatechnologie errichteten Glaspavillon lässt sich noch ein ‚geheimer‘ Garten entdecken, der durch gezielte architektonische Eingriffe einen besonderen Reiz entfaltet. Weitere architektonische Besonderheiten sind dem Faible des Bauherrn für technische Finessen geschuldet. So verfügt das Haus über eine 24-Stunden-SB-Tresoranlage der höchsten Sicherheitsklasse.
Aber auch die Autos werden im Safe aufbewahrt. Anstoß für die Errichtung eines Parksystems war die sogenannte Wiener Stellplatzverpflichtung, die im Garagengesetz 2008 festgeschrieben ist. Bei Neu- und Zubauten sowie Änderung der Raumwidmung oder -teilung wird für je 100 m² Wohnnutzfläche ein Stellplatz verlangt. Die vorerst geplante finanzielle Ablöse investierte die POK in die Schaffung eigenen Parkraums und entschied sich aufgrund der beengten Raumverhältnisse für ein hydraulisches Parksystems, das allerdings als Service für den Hotelbetrieb eine marginale Rolle spielt. Das sogenannte ‚Parkservice‘, das in Häusern dieser Klasse üblich ist, sieht vor, dass der Gast nicht mit dem Parkvorgang in Berührung kommt. Er hält im verkehrsberuhigten Vorplatzbereich und übergibt den Autoschlüssel an der Hotellobby. Alles Weitere übernimmt das Personal. Zudem reist nur ein sehr geringer Teil der Gäste mit dem eigenen Auto an. Daher dient der ‚Parksafe‘ eher als Geschäftsmodell zur Erzielung von Mieteinnahmen. Flächendeckende kostenpflichtige Kurzparkzonen, ‚Parkpickerl‘ nur für Anwohner und Sonderregelungen für Geschäftsstraßen machen den Parkplatz zu einem begehrten Gut.
Der soeben fertiggestellte Parksafe der Firma Wöhr ersetzt das, bereits im Rahmen der Renovierungsmaßnahmen eingebaute, damals österreichweit erste Parksystem eines anderen Herstellers. In dem als Weiße Wanne ausgeführten unterirdischen Parkraum befinden sich zwei unabhängige 7-geschoßige Fördersysteme, wo 79 Stellplätze Platz finden. Brandneue Besonderheit des Coburg‘schen Parksafes ist die neue entwickelte Videoanleitung für die einzelnen Bedienungsabläufe. Und natürlich die Restaurant-Goodies, die bei anfallenden Wartezeiten vom Hotel via Bildschirm angeboten werden und schon manchen neuen Kunden gewonnen haben.
(Manuskriptfassung, erscheint in Bauwelt 36/ Spezial
Bauwelt Spezial
Palais Coburg Hotel Residenz
Parksystem Otto Wöhr GmbH
Fotocopyright: Palais Coburg Hotel Residenz
Fotografin: Tina Herzl für moodley