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Museum of Broken Relationships Fotografin Ana Opalic   Auf der Schutthalde der Liebesgeschichten. Grenzüberschreitende Beziehungsrelikte in einem der innovativsten Museen Europas. Handschellen, eine Axt und ein ramponierter Gartenzwerg: keine wortgewandte Interpretation Falcos, sondern vielmehr Teile einer erfolgreichen Ausstellung, die weltweit zur Völkerverständigung beiträgt. „Broken Hearts Museum“ wird das Museumskonzept genannt, das 2006 ein kroatisches Künstlerpaar erdachte und seither von Paris bis Singapur als Wanderausstellung Furore macht und in einem barocken Palais in der Zagreber Oberstadt residiert.

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Gebrochene Herzen hatten auch Olinka Vistica und Draze Grubisic, als sie das Projekt starteten. Was anfangen mit Liebesgeschenken, die nach dem Ende der Beziehung plötzlich ihren Wert verlieren? Was tun mit unliebsamen Erinnerungsstücken an die dramatische Trennung? „Wir wollten einen Ort, wo man die Dinge deponieren und sich so von den Gefühlen trennen kann, sie aber gleichzeitig vor dem Vergessen bewahrt…“, beschreibt Vistica die Idee. Ein Schiffscontainer wurde zur ersten Schatzkammer eigener und von Freunden gestifteter Relikte. Was allerdings als kathartisches Kunst-Projekt begann, trat eine ungeahnte Begeisterungswelle los.

Museum of Broken Relationships Fotografin Ana Opalic

Die Grundidee ist einfach. Gefühle sind eine universelle Erfahrung, die über kulturelle, politische oder soziale Grenzen hinweg Menschen vereint. Gleichzeitig wächst jede Liebesgeschichte über den intimen Kosmos ihrer Protagonisten hinaus und spiegelt ihren kulturellen und historischen Kontext. Die unbenutzte Reizwäsche etwa, die als Geschenk einer Internet-Liebe dahergekommen war, oder die vergilbten Feldpostbriefe, die Generationen überdauern. Teilnehmen kann jeder, sei es als mitfühlender Betrachter, sei es als Sachspender, der durch die Transformation seiner Erinnerungsstücke Erleichterung sucht. Denn an jeder Station kommen neue Objekte hinzu – in Berlin etwa war es ein Hochzeitskleid, das Einblicke in die romantischen Seiten des real existierenden Sozialismus gewährte.

Die Grenzen zwischen Besucher und Ausstellungsmacher sind fließend, gemischte Autorenschaft entspricht dem Zeitgeist der weltweiten Vernetzung. Die im herkömmlichen Museumskontext wertlosen Objekte werden prominent präsentiert und lediglich von den persönlichen Zeilen der Spender begleitet – ein Kaleidoskop der menschlichen Emotion, zwischen Alltagskultur und Kunst, Bekenntnisliteratur, Therapie und Voyeurismus öffnet sich ein Fundus kulturanthropologischer Versatzstücke, der die Besucher in den Bann zieht. „Je persönlicher, desto besser“ stellt Vistica fest, und darf sich mit diesem Konzept auch über den europäischen Kenneth-Hudson Museumspreis für Innovation und Wirksamkeit freuen. Die Fähigkeit, „grenzüberschreitend Mitgefühl und Verständnis zu wecken“, wurde besonders hervorgehoben. Diskussion und Reflexion initiiert das Museum allemal, nicht nur über die Zerbrechlichkeit von Beziehungen sondern auch über politische und kulturelle Verstrickungen im Hintergrund. Könnte durchaus interessant sein, auch einmal österreichische Beziehungsarchäologie zu betreiben.

 

Museum of Broken Relationships, Zagreb

 

Erschienen in QUER °12, 3/2014. Magazin für Architektur und Leben im urbanen Raum

 

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