Ein Pflegeheim als sicherer Hafen im Alter? Dafür braucht es einiges. Architektur kann dazu beitragen, Kunst ebenso. Ein gelungenes Beispiel ist die künstlerische Gestaltung im Außenraum des neuen Pflege- und Betreuungszentrums Himberg von Wendelin Pressl.

Kunst-am-Bau-Projekte haben das Potential, atmosphärische, kreative, spielerische und symbolische Qualitäten hinzuzufügen, die für alle Anwesenden positive Impulse liefern. In Himberg ist es gelungen, durch die bunten Bootsskulpturen, die ähnlich wie Strandkörbe als Sitzgelegenheiten dienen, sowohl für die dort lebenden und arbeitenden Menschen als auch für jene, die zu Besuch kommen, einladende Symbole eines ‚sicheren Hafens‘ zu etablieren.

Und das hat auch eine historische Komponente. Im 18. Jahrhundert sollte eine künstliche Wasserstraße von Wien bis ans Mittelmeer führen, direkt an Himberg vorbei – ein ehrgeiziges doch unrealisiertes Verkehrsprojekt, von dem heute nur noch der Wiener Neustädter Kanal zeugt. Diese bauliche ‘Annäherung’ ans Meer aber liefert die gedankliche Grundlage für das skulpturale Projekt.

Pressls fünf Aluminiumboote sind in fröhlichen Farben lackiert und erhalten verankert im historischen Zusammenhang auch ohne Wasser ihre poetisch-sinnhafte Bedeutung und regen gerade durch ihre unkonventionelle Aufstellung dazu an, Dinge und Gegebenheiten aus einer anderen Perspektive zu betrachten, die abseits von Normen und Gewohnheiten neue Möglichkeiten eröffnen können.
Umgewandelt in Sitz- und Aufenthaltsmöglichkeiten, regen sie dazu an, das Hier und Jetzt zu genießen. Die ‚RelationShips von Himberg‘ sind zu Orten des Verweilens oder Austauschs geworden – und laden alle, die hier beieinandersitzen, dazu ein, gedanklich in die Ferne zu schweifen oder in Erinnerungen zu schwelgen.

Pressl selbst fasst es seinem Konzept folgendermaßen zusammen: „Das Schiff fungiert als Metapher und weckt Assoziationen. Glückliche Fahrt und Urlaub. Aber auch Hafen und Geborgenheit. Und vor allem das archetypische Bild der Schiffsreise als Lebensreise (…) das Boot ist, bei aller Ambivalenz, ein morphologisches Sinnbild unseres Daseins. ‚Land in Sicht!‘ lautet der Ruf knapp vor Erreichen des Zieles. Ein beruhigender Gedanke, einen Hafen gefunden zu haben. “
Bilder: Lisa Rastl, Gerhard Maurer