Home

Jeden Tag eine Collage, und dabei kannte ihre Fantasie kaum ein Ende. Außer das natürliche eben, als Elisabeth Wild 2020 im hohen Alter von 98 Jahren inmitten des guatelmaltekischen Urwalds ihre Schere für immer beiseite legte. Einen Einblick in die ‘Fantasiefabrik’ der gebürtigen Österreicherin gibt das Wiener MUMOK mit der Übernahme der ersten umfassenden Personale Wilds, die 2017 bereits auf der Documenta gezeigt worden war.

Die turbulente Biografie von Elisabeth Wild (geb. Pollak, * 1922 in Wien, † 2020 in Panajachel, Guatemala) wirkt wie ein Spiegelbild des 20. Jahrhunderts: Geprägt von Flucht und Vertreibung, nationaler Identifikation und Nicht-Identifikation, glich ihr Leben einem steten Neuanfang. Dies zeigt sich nicht zuletzt in ihrem medial äußerst divers angelegten OEuvre, das Malerei, Skulptur und Textilentwürfe ebenso umfasst wie ihre weitaus bekannteren Collagen und die daraus resultierenden Installationen. Das mumok widmet ihr nun die erste umfassende Retrospektive, die neben ihrem Spätwerk auch ihr unbekanntes Frühwerk in den Fokus rückt.

Mit der Präsentation ihrer ersten großen Ausstellung in Wien kehrt ihre Geschichte an ihren Ausgangspunkt zurück. Im Zentrum der Schau steht Wilds künstlerische Entwicklung, die einem Ritt durch die Kunstgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts gleicht. Auf zwei Ausstellungsebenen werden Früh- und Spätwerk einander gegenübergestellt. Obwohl die beiden Schaffensperioden auf den ersten Blick konträr anmuten – man könnte meinen, sie stammten nicht von gleicher Hand –, offenbaren sich bei näherer Betrachtung Verwandtschaften, die frühe Interessen der Künstlerin erkennen lassen: Architektur- und Naturfragmente lassen sich in den späten collagierten Arbeiten ebenso ausfindig machen wie maskenhafte Züge oder geometrische Muster. Die Collagen vereinen somit Wilds frühe Landschaftsmalereien, Porträts und Textilmuster in rein abstrahierter Form.

Fantasiefabrik. Susanne Wild. MUMOK
Abb.: Ausstellungsansicht: Elisabeth Wild. Fantasiefabrik, Photo: Klaus Pichler / mumok
Elisabeth Wild, 2020, Courtesy the Estate of Elisabeth Wild and Karma International, Zurich
Elisabeth Wild, Ohne Titel, 2018, Collage auf Papier
Elisabeth Wild an ihrem Arbeitstisch in Panajachel, © Estate of Elisabeth Wild, 2023,
Ana Werren / Courtesy the Artist‘s Estate and Proyectos Ultravioleta, Guatemala City

Leave a comment